30. März 2012

Über Disziplin

Wenn ich all die fliehenden, freien und radikalen Kräfte, oft wegen dieser bestaunt worden, - wie zähflüssige Lava im feurigen Kessel, glühend und bis unter den Rand des Kegels gefüllt - endlich in eine Richtung lenken lernen würde; im Dreischritt: kanalisieren, bündeln, konzentrieren, dann wäre mein Leben derart um Sinn bereichert, wäre längst eine Diss geschrieben, drei Seminare geschmissen, ein Marathon absolviert, wäre endlich die Angst abgestellt, dass unkontrollierte Intensitäten, die mich vereinnahmen, mich auf ewig wegschwemmen und zurücktreiben ließen. Stattdessen könnte ich ihnen ernsthaft etwas entgegenstellen. Unter der Feinkörnigkeit des Schlicks würde ein solider Grund freigelegt, der meinen Ankern standhält. Lethargie, fehlende Inspiration oder mangelnde Struktur waren nie ein Problem gewesen, meine Endlosbaustelle: Diszplinlosigkeit bei stets aufgedrehtem Regler. Meine persönliche A 100: vielbefahren, insgesamt marode. Kaum sind die gröbsten Reparaturen an einer unbefahrbar gewordenen Spur halbherzig ausgebessert, reißt das nächste Schlagloch an anderer Stelle auf. Alles ein einziges Flickwerk, unter dem Druck von Schnelligkeit und Dringlichkeit notdürftig verarztet, in Ermangelung eines Gesamtkonzepts ewig unsaniert das Ganze.