8. Juni 2011

Tägliche Exerzitien

Nach Montaignes Dafürhalten, könnten wir, stürzten wir auf einen Schlag ins Greisenalter, einen solchen Wechsel nicht ertragen. Seine kecken Beteuerungen, die Natur hätte es daher prophylaktisch eingerichtet - uns an ihrer Hand einen sanften Hang zu ihm hinunterführend - mit milder Allmählichkeit doch zugleich mit hartnäckiger Beständigkeit uns Stufe um Stufe, fast unmerklich, mühelos in diesen erbärmlichen Zustand gleiten und uns an ihn gewöhnen zu lassen, verheißen nur unzureihende metaphysische Tröstungen des vom einsetzenden Alter geschlagenen Endzwanzigerseelchens. Seit dem 26sten dann: Der morgendliche Blick in den Spiegel, noch milde verquollen, der abendliche hingegen eine kritische Detailbeobachtung, fast schon eine affektierte Langzeitstudie der sich verändernden Augenpartie. Befürchte, bald drehe ich Videos und lasse sie im Zeitraffer laufen, um mich noch mehr vor Prozessen zu fürchten, derer ich nicht habhaft werde. Die Gesamtkörperfleischmusterung fällt hingegen weniger kritisch aus. Die regelmäßige Bewegung, die jede  Rastlosigkeit mit sich bringt, trägt maßgeblich dazu bei, vermute ich. Alles durch und durch sportiv! Da kann man die argwöhnischen Beobachtungen in Entstehung befindlicher Lachfalten auch mal auf Eis legen und sich drängenderen Problemen widmen, dem Verkauf von im Rausche erstandener Kleidung bei Ebay bespielsweise, um entweder die Urlaubskasse geringfügig aufzubessern oder endlich das heiß ersehnte Specialized-Rad in lang ersehntes Eigentum zu verwandeln.