9. April 2012

Was bleibt

ist ein Hauch von innerlicher Erschütterung. Wenn ich an die Worte meiner letzten Mail an Dich denke, die ich nie wieder fand, auch als das erste, das schlimmste, Jahr vorüber und der Boden wieder spürbar  unter meinen Füßen war. Du seist nicht der Mittelpunkt meiner Welt und dass ich nicht immer um Dich kreisen kann oder so ähnlich hatte ich geschrieben. Eine Ahnung Deines Allein(gelassen)seins als Du den entscheidenden Schritt wagtest, der Dich auslöschte. Und meine Worte der Hauch der Dich, verlassen und balancierend auf dem Tightrope, vielleicht ins Wanken brachte, schließlich umwarf und stürzen ließ. Zwei Wochen zuvor, es war bereits zu kalt, um draußen zu sitzen, hatte ich Dich an einer Kreuzberger Bar an einen alten Songtext eines Liedes einer Band erinnert, die damals wie keine andere im Stande war, unserem jugendlichen Weltschmerz Ausdruck zu verleihen: My words are weapons, in which I murder you with/Please don't be scared, please do not turn your head. Damals, bei Erscheinen von Infest, bist Du 17 und ich 16 gewesen.
April 2012: Ich jetzt hier und Du irgendwo in der Ferne, während die Sonnen glühend über den einsamen Feldern untergeht. Es ist der inständige Wunsch, ich hätte, wenn ich doch die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann, diese Worte nie zu Dir gesagt oder hätte sie revidieren können, das einzige, was mir bleibt.

3. April 2012

Unerreichbar

Dass ich ausgerechnet durch SPON in die Hände von Tina Solimann falle und wie ich dieses Buch, das verborgene Psychogramme freilegt, erst jetzt entdecken konnte. Ich, hinter einer Mauer aus Schweigen, die Meisterin des Verschwindens und des Abbruchs, das sich wie eine Konstante durch mein Leben zieht:
"Der Begriff Funkstille kommt aus der Schifffahrt. Er beschreibt die Einstellung des Funkverkehrs, damit Notsignale durchdringen können. Und nichts anderes bedeutet es auch in den Beziehungen von Menschen: Jemand schweigt, damit der andere hört, was er nicht sagt. Wie etwa: Lass mir Ruhe, Zeit zum Nachdenken. In unserer Beziehung stimmt etwas nicht. Vielleicht brauche ich auch für immer Ruhe, das weiß ich aber jetzt noch nicht. Ich muss erstmal zu mir kommen und gib mir bitte die Zeit."
'Treffend!', denkt sie sich und löste sich in Luft auf.