Eine Weihnachtskarte hätte nicht kitschiger ausfallen können als diese. Auf Masse produziert und im Fünferpack für 99 Cent in jedem Discounter feilgeboten, finden sich ihre Artgenossen tausendfach unter heimischen Tannenbäumen. Ich gehe jede Wette ein, dass die Großeltern jedes Familienmitglied entsprechend bedacht hatten. Bei einer Aufräumaktion diese Woche fiel sie mir, die achtlos in die Ecke Geworfene, wieder in die Hände zurück. Das Motiv (begeigter Putte mit Goldüberzug nebst gräßlichstem Kerzengesteck) nur ein wenig mit dem Auge gestriffen, fand sich darin, den Schnörkelspruch der Vorderseite fortsetzend, der saubere Schriftzug meines Opas: "wünschen Dir Oma und Opa". Nachdem ich sie später längst in den Müll geworfen hatte, sorgte ein spontaner Anfall der Rührung für die nachträgliche Wiederbeschaffung. Da es mir in der nächsten Zeit wohl nicht mehr gelingen wird, mich dieser kleinen Geschmacklosigkeit aus Weichkarton zu entledigen, trohnt sie nun, lässig an die Wand gelehnt, umso triumphierender in meiner Blickweite. Und wieder einmal muss ich mich meinen eigensinnigen Sentimentalitäten geschlagen geben.