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29. März 2023

A tunnel under Ocean Blvd

Welche Magazine, Feuilletons und Podcast ich in den Tagen nach der Veröffentlichung auch konsultiere, die Musikkritik deliriert sich mal wieder in Rage, salbadert selbstverliebt vor sich hin, radebrecht mit platten Deutungsansätzen (ein Eifersuchtsdrama, c'mon!) und verwechselt amateurhaft Urheberin und Kunstfigur, kunstschaffende Instanz und künstlerischen Entwurf, sodass mir nach fünf Rezensionen der Kopf raucht.

Offenbar verspürt niemand einen Hauch der Selbstreferentialität, die in den Texten angelegt ist. Niemand bemerkt den feinen Humor, die Kunst der Pose, das Spiel mit Bedeutung, die Taschenspielertricks mitgelieferter Lesarten.

Nur der F. hat mal wieder ein Ohr für das, für Lana, für mich.

Eilig schreibe ich ihm mit ungeduldigen Fingern von dem Eindruck, der sich mir schon seit Freitag aufdrängt und erst allmählich verbalisieren lässt... 

Der achte Track des furiosen Albums (zahlenmystisch genau die Mitte markierend) heißt "Kintsugi" (japanisch: 金継ぎ), was, wie eine schnelle Recherche ergibt, mit „Goldflicken“ übersetzt werden kann.

Etwas Zerbrochenes wieder zu kitten, ohne dabei den Bruch zu verschleiern, ihn im Gegenteil bewusst sichtbar zu machen und — golden! — zu affirmieren. Wow! Von dort aus ist der Schritt zu Wabi Sabi (侘寂) schnell getan: als ästhetisches Prinzip mit dem Schlüsselgedanken, Schönheit in jedem Aspekt der Unvollkommenheit zu finden. Lana ist sehr klug, vermag der auf den ersten Blick beiläufige Titel doch veritable Ansätze zur Interpretation ihres aphoristischen Ansatzes liefern. Die kompositorischen Kunstgriffe und die gloriose Stimme sind der Urushi-Lack, der die verstreuten Fragmente zusammenbindet. Wow!


Auf meiner Stirn klebt groß und gut lesbar "Viva la gaya scienza!" und "Nieder mit der Anbetung des Positivismus!"

Dem Dichter und Weisen sind alle Dinge befreundet und geweiht, alle Erlebnisse nützlich, alle Tage heilig, alle Menschen göttlich.

11. Oktober 2013

Seelenverwandtschaft

Er liebt Old-School-Rap, aber eben auch gebrochene Rocker wie The Smiths und Joy Division, erfuhr seine »lyrische Sozialisation« (O-Ton Griffey) durch die Texte von Blumfeld oder Tocotronic. Noch heute kann er sich ausdauernd für Bruce Springsteen begeistern, hört aber auch den Düster-Pop von The XX oder den Falsett-Folk von Bon Iver – wenn er nicht gerade nach gutem Rap von Kollegen fahndet.  (ZEIT ONLINE 28/2011)
Und während Berlin langsam in der Herbstdunkelheit versinkt, dreht die neue Platte Endlosschleifen, dabei Endlos-Erinnerugen an eine kurze Kindheit im ostdeutschen waste land, bevor meine Eltern flohen. Und Eliot, immer wieder Eliot und Springsteen.
 

9. Oktober 2012

Dillon

Während draußen die Stadt in die kühle Oktobernacht stürzt, vereint drinnen im Saal eine Stimme Singularitäten zu einer schweigenden, gebannt lauschenden Einheit. Verschmelzen Individuen zu einer rezeptiven Masse. Eine Stunde lang ist alles aufgelöst in Klang, Bass, Licht und im Nebel, bevor die Zuhörer auf dem Vorplatz der Volksbühne in die Berliner Dunkelheit auseinandersprengen — Tip tapping / I was tip tapping / tip tapping / in the dark.

7. Juni 2012

Wie schön es ist,


einer Band schon seit Jahren die Treue zu halten. Eine fast kindliche Freude als ihre Reunion kurz bevorstand: I want my band back, and my songs, and my dream. In this desire I feel I have come home again. Und das, nachdem ich am 16.9.2000 in der Berliner Arena ihr letztes Konzert sah, ganz verweint; damals bin ich noch nicht einmal volljährig gewesen. Ihre Musik, ihre unglaublichen Texte, überhaupt diese sanfte Melancholie, mit Corgan'schem Näseln manchmal einfach so dahingerotzt, sprechen mir jetzt noch genauso aus der Seele wie damals.

9. April 2012

Was bleibt

ist ein Hauch von innerlicher Erschütterung. Wenn ich an die Worte meiner letzten Mail an Dich denke, die ich nie wieder fand, auch als das erste, das schlimmste, Jahr vorüber und der Boden wieder spürbar  unter meinen Füßen war. Du seist nicht der Mittelpunkt meiner Welt und dass ich nicht immer um Dich kreisen kann oder so ähnlich hatte ich geschrieben. Eine Ahnung Deines Allein(gelassen)seins als Du den entscheidenden Schritt wagtest, der Dich auslöschte. Und meine Worte der Hauch der Dich, verlassen und balancierend auf dem Tightrope, vielleicht ins Wanken brachte, schließlich umwarf und stürzen ließ. Zwei Wochen zuvor, es war bereits zu kalt, um draußen zu sitzen, hatte ich Dich an einer Kreuzberger Bar an einen alten Songtext eines Liedes einer Band erinnert, die damals wie keine andere im Stande war, unserem jugendlichen Weltschmerz Ausdruck zu verleihen: My words are weapons, in which I murder you with/Please don't be scared, please do not turn your head. Damals, bei Erscheinen von Infest, bist Du 17 und ich 16 gewesen.
April 2012: Ich jetzt hier und Du irgendwo in der Ferne, während die Sonnen glühend über den einsamen Feldern untergeht. Es ist der inständige Wunsch, ich hätte, wenn ich doch die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann, diese Worte nie zu Dir gesagt oder hätte sie revidieren können, das einzige, was mir bleibt.

22. Januar 2012

Soulmate

...dazu besingt Perry O'Parson, dieser wunderschöne Mann, über den Dächern von Dublin eingängig und in epischen Wendungen das Leben - eine Nacht könnte indes schöner kaum sein.
 

3. Januar 2012

about music III: Kleine Nachtmusik



Feels like flying, falling, flooding...

17. Dezember 2011

about music II: Last night Feist saved my life.

Dass ich dieses Album im Jahr 2007 in einer Dauerschleife gehört habe, jede Zeile heute immer noch auswendig kann, kein bißchen verwunderlich. Seit Donnerstag nämlich befindet sich die Repeat-Taste wieder im Anschlag. Und, dass ich mich an das erste Hörgefühl, überlagert von tausend späteren Eindrücken, noch ganz genau erinnern kann. Diese pure Intensität des Überwältigt(gewesen)sein.


15. Dezember 2011

about music

Als ich nach Hause kam, war sie tot. Das war der Abend, an dem im Fernsehen zum ersten Mal eine Sendung über den Selbstmord der Monroe lief. Die Wochen und Monate danach habe ich fast pausenlos das "Wohltemperierte Klavier" gehört. Ich habe mir Schlaftabletten gekauft, aber keine genommen. Es war schon schwierig.
Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht

Wie viele Male mir dieses Lied schon das Leben gerettet hat, keine Ahnung...



How could I say no?

21. August 2011

Der Sommer ist noch lang...


...hofft die Möwendomteuse und hat dabei, den Ostsee-Kontrollettis und 25.000€ Bußgeld für die unerlaubte Fütterung mit durchschwitzter Wurstbemme gerade noch von der Schippe gesprungen, eine alte Platte der Helden im Ohr - die Repeat-Taste den ganzen Tag eingerastet:

Vielleicht wärst du Seetang
Ich wäre Krill
Wir wären der Seegang
Und dann wären wir still

Über uns Möwen
Hungrig und schrill
Aber uns wär egal
Ob die Möwe was will

Soll sie doch fragen: „Wo sind sie hin?“
Ich werd niemandem sagen, wo ich bin

Lass uns verschwinden, lass uns verschwinden
Wir lösen uns auf, wir lösen uns auf
Lass uns verschwinden, lass uns verschwinden
Wir lösen uns auf, da kommt keiner drauf

1. Februar 2011

Le monde c'est moi

Mein Anthropomorphismus: Im Mauerpark tänzelt  unter einem schweren, bleigrauen Himmel kopfnickend eine Gruppe Nebelkrähen zwischen vereisten Grashalmen rhythmisch zu No Cars Go von Arcade Fire, während ich auf meinem Fahrrad behutsam vorbeischleiche.

28. Januar 2011

III. Song of the Day

Macht jede S-Bahnfahrt durch die traurig-graue Regenlandschaft zu einem inneren Erlebnis...