16. Oktober 2013

Richtig

Hier bin ich richtig, einen Magisterabschluss, ein ganzes Leben später. Auf eine seltsame Weise aufgehoben mein unstillbarer Wissensdurst. Die Nadel in einem Haufen passionierter Eigenbrötler. Der Lehrkörper vorrangig männlich, ältliche Junggesellen in schweren Tweed-Jackets. Randständige Existenzen. Inselbegabte mit heimischen Kuriositätenkabinetten, ihren Rückzugsorten. Immer ein wenig neben der Spur in Ton, Geste, Ausdruck. Überhaupt neben sich. An der Peripherie alltäglicher Zwischenmenschlichkeiten stehend — ach, was sage ich? — Oberflächlichkeiten! Doch ganz und gar ihrer Sache verschrieben. Von brillianter Scharfsinnigkeit und mit einer wahnwitzigen Klugheit, einem urwüchsigen Humor ausgestattet, wenngleich äußerlich stets etwas derangiert. In den altphilologischen Seminaren glühen meine Wangen heiß vor Begeisterung. Innerlich klatsche ich unentwegt in die Hände und kann mein Glück kaum fassen. Hier bin ich richtig: Zwischen Tacitus und Caesar, Marc Aurel, Seneca und Ovid. Augustinus.