Schon seit Wochen fliegen die Sprachnachrichten zwischen V. und mir zwischen Sylt und Berlin wild hin und her. Wir sind im Flow, blicken uns gegenseitig in die Seelen. Finden viele Gemeinsamkeiten. Im Mittelpunkt unserer Mixtur aus Text- und Sprachnachrichten steht zuletzt die Beschäftigung mit dem inneren Kritiker, wie es in der marketingaffinen Awareness-und Selfcare-Psychologie heute so heißt.
Ich funke also präzisierend auf die Insel:
Irmela (aus einer traumatischen Erfahrung Anfang 20 an der Uni hervorgegangen), hart und wenig herzlich, leistungsorientiert, traditionalistisch, erfolgshungrig, ehrgeizig, belastbar, perfektionistisch, immer fordernd, ganz und gar ungnädig, die mir in variierender Stärke und Frequenz mit folgenden Tiraden ihre vergifteten Stachel ins Fleisch bohrt:
"Mit fünf Prädikatsexamina hätte wirklich mehr aus dir werden können und sollen!"
"Du wirst es nie schaffen, dir eine bürgerliche Existenz aufzubauen!"
"Du hattest einfach nicht den Mut und das Format für eine wissenschaftliche Karriere!"
"Dein Lebensstil ist nicht wild, sondern einfach nur altersunangemessen und peinlich!"
"Gib nicht dauernd Geld aus!"
"Spare 1500€ im Monat!"
"Deine Leidenschaften werden sich nie befriedigen lassen und du wirst immer weitersuchen, jedoch nichts finden!"
"Du bist eine selbstverliebte Narzisstin!"
"Dein Unterricht könnte noch viel innovativer sein!"
"Du musst die Arschbacken zusammenkneifen und durchhalten!"
"Langsam sind alle Züge in deinem Leben abgefahren!"
"Du solltest den nächsten Karriereschritt erwägen! Einfach nur Lehrerin sein, kann jede Loserin!"
To be continued...
Mein Daimon rät niemals ab, sondern immer nur zu. Es ist kein Sokratischer Daimon der Apologie, des Phaidros oder Euthydemos. Vielmehr scheint sein Wesen dem letzten Höllenkreis aus Dantes Inferno zu entstammen.