9. Januar 2012

Über die nahezu universelle Geschmacklosigkeit von Sportbekleidung

Die in mir lodernde Abneigung gegen Winterbekleidung einschlägiger Marken (Jack Wolfskin, The North Face und Vaude) - wie sie gerade in meinem Heimatbezirk in Berlin allerorts getragen wird -  ist all jenen, die mich (lange) kennen, altbekannt. Warum jene Bekleidungssünden derart verabscheuungswürdig sind, darüber hat die folgende Stilkritik unter dem vielversprechenden und zustimmungswürdigen Titel Outdoorkleidung gehört nicht in die Innenstadt im Berliner Tagesspiegel bereits alles gesagt, was ich ebenfalls vorbringen würde:  Dem ist absolut nichts hinzuzufügen!
Seien Sie daher versichert, was neben Outdoorkleidung die rechte Klamotte beim Sport betrifft, so würde ich wirklich nie-, nie-, niemals in pellwurstartige Tights gepresst meine wöchentlichen Läufe absolvieren, ganz egal mit welcher penetranten Begeisterung sportive Freunde und Bekannte ihre Praktikabilität (bequem, pflegeleicht, atmungsaktiv) anpreisen - und das obwohl ich jede Woche in aller Regelmäßigkeit mindestens 3x5km, oft etwas mehr, hinter mich bringe. Selbiges gilt im Übrigen für meine Fahrradfahrten zur Arbeit (einfache Fahrt: ca. 16 km). Diese widerlichen Radlerhosen und dazu abgestimmten Funktionsjacken im Polyester-Neon-Chic, wahrlich eine Beleidigung für jedes halbwegs an ästhetischen Maßstäben orientierte Empfinden. Glauben Sie mir, keine zehn Pferde würden mich indes in jene einteiligen Swim-Suits mit Ringerrücken befördern können, in denen sogar zierliche 1,60m-Damen mit 40 Kilogramm Lebendgewicht wie kleine Seekühe aussehen. Von ihren Schwimmbrillen ganz zu schweigen, zumal die meisten unter ihnen in aller Regel weder richtig kraulen noch beherzt brustschwimmen können, derart zappelig, kurzatmig und affektiert nämlich, als gingen diese jungen Welpeninnen gleich unter. 
Widerlich, ganz und gar abscheulich, die gestalterischen Auswüchse von Sportbekleidung. Außer bei Yoga, Aerobic (in meinen Augen quasi fast Nicht-Sportarten) und Tanz (mit voller Anerkennung!) vielleicht, welche ich selbst nicht betreibe/nie betrieben habe.
Warum, frage ich mich daher immer wieder, ist das Sportgerät zwar nach für mich nachvollziehbaren Prinzipien gefertigt - meine Rackets für Squash und Badminton beim genaueren Hinsehen durch und durch gestaltet, mit (spiel-)spezifischen Eigenschaften ausgestattet in Hinblick auf Geschwindigkeit, Gewicht, Funktion und Führung - und Sportkleidung dagegen in der Regel ästhetisch derart schmachvoll anzusehen: Kleine, teure synthetische Würdelosigkeiten, die sich meist einer reißenden Nachfrage erfreuen.
Meine Totalverweigerung daher: Ich laufe und squashe meist in alten ausgewaschenen Konzertshirts oder Tops aus Baumwolle, die nicht nach der dritten Wäsche schon so sehr nach Schweiß riechen wie die vergleichsweise teure Garderobe von M.: Nike, Asics, Adidas und Co. - alles in Neon und mit Rennstreifen selbstverständlich. Ich schwimme meine schnellen Runden übrigens immer im Bikini und kann keine Geschwindigkeitseinbußen gegenüber den Mitschwimmern feststellen. Ach, so ist das mit den Versprechen der Industrie: Höher, schneller, weiter, aber den Augen darum leider nicht erträglicher.