16. Januar 2012

Vom Alkoholgenusse und seinen Folgen

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wann immer ich in der Vergangenheit zu tief ins Fläschchen geschaut habe, erhielt ich am nächsten Tag oft eine bittere Quittung. Nein, in der Regel konsumiere ich nicht (übermäßig) viel Alkohol. In den eigenen vier Wänden trinken M. und ich nämlich eigentlich nie. Zumeist haben wir nur dann einen guten Roten zuhause, wenn wir Freunde zum gemeinsamen Essen laden. Ansonsten kein Bier, kein Likör, kein Sekt weit und breit.
Mein Alkoholkonsum spielt sich daher fast ausschließlich draußen ab, inzwischen selten in der Woche, meist freitags oder sonnabends in irgendeiner Berliner Bar oder in einem Club. 
Ich weiß daher nicht, ob es am zunehmenden Alter, vielmehr dem allmählichen Abbau der körpereigenen Regenerationsfähigkeit liegt, dass ich die am Vorabend und in der Nacht flüssig zu mir genommenen Genussmittel schlechter vertrage und der schwindelige Organismus dies wesentlich, so scheint es jedenfalls, langsamer abbauen kann - und das obwohl ich zu später Stunde jetzt, in der Hoffnung auf ein mildes Erwachen, immer große Gläser Wasser dazwischen schiebe. Mittlerweile fällt das Aufstehen, zu weit früherer Stunde als noch vor fünf Jahren, im ersten Moment zwar leichter, die Kopfschmerzen und die allgemeine Mattigkeit halten aber meist noch bis zum Mittag des Folgetags an und machen einen weiteren berauschten Abend nahezu unmöglich. Von dem milchigem Blick und der fahlen Gesichtsfarbe ganz zu schweigen. Und überhaupt, während ich mir beim morgendlichen Blick in den Spiegel gänzlich zerfurcht, fleckig, aufgedunsen, unzureichend durchblutet und verlebt entgegenblicke, sitzt meine liebste Freundin C. mit ihrem fast makellosen Porzellanteint ohne den Einsatz von Kosmetika (mit Deckkraft) beim Frühstück neben mir und ich staune jedesmal. In der Regel liegt sie erfahrungsgemäß noch eine Stunde später im Bett als ich. Erstaunlich denke ich mir und irgendwie auch ein bißchen ungerecht, ihre jugendliche Frische mit etwas verlaufener Mascara vom Vorabend, während mir, neben ihr auf dem Beifahrersitz, die Ereignisse der Nacht kaum deutlicher ins Gesicht geschrieben stehen könnten. Ich jedenfalls muss nun mindestens zehn Stunden schlafen bis ich mir den größten Teil meiner Endzwanziger-Jugendlichkeit zurückerkämpft habe.