13. November 2010
Schwindende Lichter
Erloschen ist alles Gold. Alle Farben gänzlich zu Boden gefallen. Die bunten Herbstsplitter von so manch kräftiger Böe einfach weggeweht, von blassen Passanten achtlos platt getreten. Regentropfen schlagen im halbstündlichen Turnus an die Fenster. Sogar den Berg hinunter muss ich treten, damit ich auf dem Fahrrad vorwärts komme. Wind fegt mir durch die Haare und meine Augen tränen vom Blinzeln in den Gegenwind. Im Angesicht der schwindenden Stunden Tageslicht steigt beklommenes Gefühl in mir auf. Während Herr Mond fahl-milchig und sichelhaft durch mein Fenster scheint, wird mir klar, dass der schönste Teil des Herbstes bereits hinter mir liegt. Und wie schnell das doch gegangen ist. Vor knapp einer Woche hielt der Baum vor meinem Fenster noch standhaft an seinen Blättern fest, nun zähle ich kein einziges mehr an seinen Ästen. Irgendwie alles ganz und gar lebensfeindlich da draußen, denke ich. Das diffus-verwackelte Licht der Kerzen legt sich wie ein dämpfender Film über das Fürchten vor der winterlichen Dunkelheit und ich denke daran, wie still die Natur jetzt da liegt und alles Leben sich zurückgezogen hat, in Dunkelheit und Erstarrung zusammengefercht. Es hilft alles nichts, kann ich mich doch nur zeitweilig selbst zusammenkrümmen. Einigeln bis der Körper durch das Liegen ganz und gar matt wäre, schmerzte von der Winterschlafpose...Es bringt nichts, muss ich doch hinaus in die unwirtliche Kälte, mich Tag für Tag dem ungemütlichen Durchzug zwischen Plattenbauten aussetzen, beim Vorbeigehen Massen blasser Gesichter mit leeren Blicken registrieren, während die klamme Kälte in jede meiner Poren dringt. Ein Meer urbaner Trostlosigkeit, da hilft auch all das nächtliche Spiel auf Pfützen sich spiegelnder Taxilichter und Straßenlaternen nichts, die erleuchteten Wohnungen machen nichts besser. Ich glaube, langsam steigt mir das alles hier zu Kopf. Ich geh mir also mal schnell einen Tee machen.