30. November 2010

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden

Sollte irgendwann in ersehnter Zunkunft der Dr. phil. meinem jetzt schon pompösen Namen alle Ehre machen, sich zum Buchstabenwust hinzugesellen, und, weil M. ihn freundlicherweise dort appliziert hat, an meinem Briefkastenschildchen prangen, ist die Zeit herangebrochen, in der es alte Missionen abzuschließen gilt. Akademisch bestätigt und zur Teilnahme am Wissenschaftsdiskurs legitimiert, im besten Fall nach wie vor dazu berufen, ist genau dann der richtige Augenblick gekommen, dem vergessenen Lyriker Hesse, vorschnell von denen, die keine Augen haben zu sehen, dem Kitsch zugeschlagen, die verdiente und längst überflüssige Rehabiltation, den lang verschmähten Dichterpreis zukommen zu lassen. Ihm endlich einen Schrein inmitten krittelnder Literaturwissenschaft zu errichten. Mit postmodernglänzendem Lorbeer bekränzt, so wahr ich hier stehe schreibe! Dafür bündele und mobilisiere ich mein gesamtes epistemologisches, ästhetisches und (post-)strukturalistisches Expertentum, um auch den letzten Naserümpfenden zu überzeugen! Jawoll!

Dunkelste Stunden

Das sind die Stunden, die wir nicht begreifen!
Sie beugen uns in Todestiefen nieder
Und löschen aus, was wir von Trost gewußt,
Sie reißen uns geheimgehaltene Lieder
Mit blutend wunden Wurzeln aus der Brust.

Und doch sind das die Stunden, deren Last
Uns Stille lehrt und innerlichste Rast
Und die zu Weisen uns und Dichtern reifen.
...und ganz viel Erinnerung an F.- in melancholichen Portiönchen, die ich gerade noch tragen kann.