Ein Nachmittag im Volkspark am Weinberg. Eine Hochsommersonne brennt sich in die Haut der entkleideten Leiber. Sonnenanbeter gesellen sich zu Sonnenanbetern. Sardinendosenhaft liegen ihre Handtücher nah aneinander ausgebreitet wie auf spanischen Inseln zu Ferienbeginn. Inmitten des stillen aber geschäftigen Treibens hat sich ein Grüppchen junger Männer gebildet. Von der Sonne beschienen strotzen ihre athletischen Anfang-Zwanzig-Körper prächtig vor Virilität. In Windeseile sind je ein Paar Sneakers zu einem Tor umfunktioniert, ist ein kleiner Ball aufgetrieben, das Spiel begonnen. Ein anhaltendes Gestürme und Gerangel bietet sich der amüsierten Betrachterin dar. Rennend und in permanenter Bewegung haben sie, die selbstvergessenen Spielenden, rasch eine fesselnde Geräuschkulisse um sich aufgebaut: Triumphales Gejohle löst wüste Beschimpfung ab und dazwischen immer wieder ein kindlich-amüsiertes Lachen. Als der Ball dann im Seerosentümpel landet - beliebte Badestelle für die Hunde Berliner Punker- wird nicht lange gezögert, eine Münze geworfen und der Verlierer stimmlich mit Beleidsbekundungen und Gelächter durch die Brühe zum Ball geleitet. Zur Belohnung gibt es für diesen, am Ufer angelangt, eine Sternburg-Dusche und das Spiel wird unverzüglich und mit gleichem Elan aufgenommen als wäre nichts gewesen. Ich selbst hetze, die braunen Füße längst schon wieder in den Fesselriemchen-Sandalen, auf meinem Fahrrad zum nächsten Termin und denke, von jener Szene innerlich verzückt, so bei mir, dass ich das schon immer sehr gemocht habe, die Verlorenheit im Spiele, die mir so selten bei Frauen begegnet. Jene Versunkenheit im Wollen, meine lautstarken Anflüge jugendlichen Überschwangs, für die ich selbst von diesen, im spielerischen Sinne absolut Unambitionierten, manchmal spitzlippig gerügt und fast immer kritisch beäugt worden bin. Für diese körperbetonte, sportive, manchmal auch agressive Art des direkten Miteinandermessens, für das sie einfach keine Empathie aufbringen können.