10. August 2014

Seifenblasen über Prenzlauer Berg

Vielleicht sind wir uns – vor allem, wenn Sie Spielplätze im zentralen Osten der Stadt zwar nicht zu Ihren favorisierten, aber häufig angesteuerten Aufenthaltsorten zählen – schon einmal begegnet; Sie haben mich kritisch aus dem Augenwinkel gemustert und sich gedacht: Oha! Unter einem makellos gespannten Himmelblau springe ich, das Sommerkleid lässig oberhalb der Taille gegürtet und mit immer leicht lädierten, dafür sonnengebräunten Knien, an guten Tagen von mannshohen Gerüsten, schlage im Buddelsand ein Rad oder schaukle bis zu dem Punkt, an dem sofortiger Überschlag droht, die Region rund um den Magen aber am meisten in Wallung gerät. Wenngleich mein Kind beherzt zu den Förmchen Ihres Sprosses griff und sie mit einem resoluten "Meine, meine!" und kleinen Schubsern lange zu verteidigen wusste oder ich, wie Sie meinen, die Schaukel ewig blockierte, um dann Ihrem Goldstück mit einem großen Satz artistisch vor die Füße zu springen, schenken Sie mir vielleicht kurz bevor Sie den Vorhof zur Hölle verlassen, doch noch schnell Ihr mildestes Lächeln!? Wenn ich nämlich derweil die großen Seifenblasen aus dem Jutebeutel gezaubert habe und ich, eine fürstliche Rattenfängerin, Ihre Kinder bereits in meinen Bann gezogen habe und sie sich nun, wie an der Kasse im Supermarkt brav hintereinander aufgereiht, nacheinander an den magischen Gerätschaften erproben dürfen, ja dann, entspannen Sie einfach noch zehn, fünfzehn Minuten! Atmen Sie durch, wählen Sie ein schattiges Plätzchen unter der riesigen Kastanie dort, wo immer ein zartes Lüftchen geht, und lesen Sie endlich Ihre Süddeutsche vom Wochenende, die Monopol 07/2014 oder den Stanišić, den Sie doch nach der letzten Buchmesse so unbedingt lesen wollten, weil Dennis Scheck und Max Moor Ihnen dessen Lektüre mit rührender Inbrunst so dringlich ans Herz gelegt hatten.