16. Februar 2012

Bataille

Ich gehe von einer elementaren Tatsache aus: der lebende Organismus erhält, dank dem Kräftespiel auf der Erdoberfläche, grundsätzlich mehr Energie als zur Erhaltung des Lebens notwendig ist. Die überschüssige Energie (der Reichtum) kann zum Wachstum eines Systems (zum Beispiel eines Organismus) verwendet werden. Wenn aber das System nicht mehr wachsen und der Überschuß nicht gänzlich vom Wachstum absorbiert werden kann, muß er notwendig ohne Gewinn verloren gehen und verschwendet werden, willentlich oder nicht, in glorioser oder katastrophischer Form.

Wie konnte ich nur so lange Zeit derart unachtsam an Dir vorbeischauen, während mein (philosophisches) Nachdenken doch beständig um Überschreitung, Verausgabung, Rausch und Exzess zu kreisen gewohnt war? Wie Dich ignorieren, bei meinem Hang zum Nicht-Identischen, höchstens noch als verstiegenen Spinner Dich abtun?
Und das, obwohl Dein Name in ein Verb verwandelt batailler, zu deutsch also kämpfen, heißt und Du den Mut hattest, in die Nachkommenschaft von Nietzsche und Artaud Dich einzureihen ohne von ihrem übermächtigen Schatten verschluckt zu werden. Ich habe nun viel vor mit Dir und greife begierig nach jeder Zeile, die das Blut, mit dem sie geschrieben, sichtbar macht, denn hierin bin ich gewiss kein Müßiggänger. (Zarathustra: Vom Lesen und Schreiben)