8. Oktober 2010

Vive l'ermitage!


Früher hasste ich das Alleinsein wie die Pest. Dachte: die Welt dreht sich da draußen einfach ohne mich weiter. Unerträglich dieser Gedanke! Gespräche an der Bar, lustige Momente, neue Bekanntschaften...Alles Dinge, die ich einfach so verpassen würde. Unfreiwillig um Erfahrung gebracht, fühlte ich mich amputiert zurückgelassen in meiner nicht selbstgewählten Einsamkeit. Zerfloss in selbstmitleidiger Gefühlsduselei und hing unproduktiv in einer dunklen Ecke herum. Heute bekommen bewegende Gedanken ihren Platz, wenn ich Zeit allein verbringe. Brauche ich diese Momente der Stille, des Beimirseins viel dringender als früher. Ich werde immer gern mit meiner Crew um die Häuser ziehen, daran wird sich nichts ändern, nur scheinen die Zwangsvorstellungen des von einem Gefühl der Passivität getragenen Alleingelassenwerdens wie weggeblasen, entscheide ich mich heutzutage selbst für die paar Stunden Auszeit.
In dieser, meiner Freizeit - im wahrsten Sinne des Wortes - gelingt mir meist viel: schreibe ich, laufe, lese, zeichne, höre alte  und neue Platten hoch und runter und erledige Dinge, für die sonst keine Zeit bleibt. Vor allem aber lasse ich den Gedanken freien Lauf. Und dabei wird nicht nur bisher Unbedachtes, sondern auch manch schrullige Kuriosität zu Tage gefördert.