5. Februar 2011

(Ver)sehen

Eine längere Kontroverse mit F. stieß mich auf meine Neigung zur Theoretisierung selbst des harmlosesten Wahrnehmungsaktes. Als ob mein Blick beim bloßen Schauen immer schon um die Ecke denkt und ihm dabei spontane Perspektiven entgehen. Vielleicht um nicht vorschnell einem blinden Absolutismus auf den Leim zu gehen, der statt vermeintlich kritischer Potentiale des Begriffes permanent auf phänomenologische Evidenzer-lebnisse der Sache selbst setzt? Daher merkwürdig und folgerichtig zugleich, dass mir gerade die pragmatischste aller Lesarten von Las Meninas, demnach Velázquez sich und seine Modelle im Spiegel malt (sog. Spiegelbildthese), anfänglich am weitesten entfernt erschien. Ebenso seltsam hat ausgerechnet diese These, die nahezu ohne verbissenes Nachrechnen, wilde Konstruktionen und argumentative Belegketten auskommt und die mir nach den Erläuterungen F.'s -  immerhin selbst in der künstlerischen Praxis erprobt - immer einleuchtender schien, in der Kunstwissenschaft eine Außenseiterposition inne. 
Oh, Du zweifelhafter Verstand mit Deinen Chimären!